Theorie ist das eine, praktisches Erleben das andere. Sarah Riehle weiß, wovon sie schreibt. Die 35-jährige lebt in Wedel und arbeitet als Übersetzerin und Lektorin. Ihre Fachgebiete sind Neurologie und inklusive Kommunikation, die Arbeitssprachen Englisch und Deutsch. Wir haben uns kennengelernt, als sie über Mehr miteinander! eine Begleitung fürs Schwimmen suchte. Seither stehen wir in Kontakt. Sarah nutzt aufgrund einer durch Sauerstoffmangel bei der Geburt verursachten Cerebralparese überwiegend einen Rollstuhl. Die hindert sie nicht daran, ihr Leben aktiv zu gestalten. An guten Tagen gerne ein paar Meter laufend. Sie musste nicht lange überlegen, ob sie regelmäßig für die Teilhabe-Info schreiben möchte. Klar wollte sie. Und wusste auch sofort, wohin es mit Teilhabe gehen muss.
„Willkommen, Freunde der Sonne, toll, dass ihr zu uns gefunden habt.
Hier werdet ihr monatlich Dinge lesen, die euch weder eine Stelle, die Teilhabeleistungen bezahlen soll, noch ein Fachbuch oder das Internet verraten. Zum Beispiel, wie ihr euch das Bundesteilhabegesetz und alles was es mit sich bringt zu einer Art Kumpel machen könnt. Einem guten Freund, der euch hilft, EUER bestes Leben zu leben. Nicht das eurer Eltern. Auch nicht das, was Freunde, eure Geschwister, Assistenz, euer Arzt oder die Nachbarn darunter verstehen.
Hier zu lesen kann Spaß machen und auf Ideen bringen.
Es kann Mut und Kraft geben.
All das braucht ihr, um euer Leben in die Hand zu nehmen.
Eins ist ganz wichtig: Ihr müsst klar sagen, wenn euch etwas nicht gefällt. Ob euer Umfeld das versteht oder toll findet, ist zweitrangig. (Was wiederum nicht heißt, dass ihr euch dauerhaft schlecht benehmen dürft.)
Der Weg hin zu dem Leben, das ihr euch wünscht, ist lang.
Menschen, die eure Ideen für Unsinn halten und nicht unterstützen, wird es immer und überall geben. Lasst euch nicht von ihnen beirren. Sollte etwas gar nicht wie gewünscht funktionieren, seid ihr im ersten Moment vielleicht traurig. Das ist okay. Meistens gibt es aber später eine andere, Lösung, die viel besser passt.
Schlechte Nachrichten: Nur hier zu lesen, regelt NICHTS für euch.
Wir übernehmen keine Verantwortung und versprechen keine Wunder. Eigeninitiative mit allen Folgen ist gefragt. Lieber ihr passiert dem Leben, als das Leben passiert euch. Liest sich das mühsam? Ist es auch.
Die gute Botschaft: Auf dem Weg in euer Leben seid ihr nicht allein.
Viele von uns wissen aus eigener Erfahrung: Der erste Schritt ist der schwerste. Danach wird es immer leichter. Ihr seid okay, wie ihr seid. Ihr seid wert, EUER bestes Leben zu leben. Ihr dürft entscheiden. Und ihr könnt es auch. Oder ihr lernt es! Lasst euch von niemandem das Gegenteil erzählen. Das fängt an bei eurer Frisur und hört bei den Fragen, wo ihr wie und mit wem leben wollt noch lange nicht auf. Ihr wisst am besten, welche Hilfen ihr für EUER Leben braucht.
Ob mit offenen oder geschlossenen Augen: Träumt wild!
Egal, ob ihr dabei laut zur Musik singt und dabei auf einem Bein hüpft. Oder mit eurem Lieblingsgetränks unter der Decke auf dem Sofa, im Rollstuhl, im Bett. Stifte, Malblock, Laptop, Kommunikations-Board oder was immer ihr nutzt: Träumt. Nichts muss sofort möglich oder für immer perfekt sein. Wichtig ist, dass ihr von dem träumt, was ihr wollt. Was ihr wirklich wollt. Und dann…
… ab in EUER Leben!“
Sarah Riehle
Sprachendienste für Neurologie & barrierefreie Sprache
Language Services for Neurology & Inclusive Language
Rosengarten 19 c / D – 22880 Wedel / Tel.: +49 4103 / 180-4806